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Bildauswahl für ein erfolgreiches Portfolio

Das Aushängeschild von Fotografen ist das eigene Portfolio. Es hilft dabei, neue Kunden zu gewinnen, indem es ausgesuchte Projekte und eure spezielle Bildsprache zeigt. Vor Jahren ist das Print-Portfolio in eine Krise geraten, weil sich Vorlieben und Praxis der Kunden verändert haben, z.B. werden Fotografen-Mappen kaum noch zur internen Sichtung und Besprechung angefordert. Stattdessen werden kreativer Stil, Bildsprache und Referenzen eines Fotografen zunächst über die Website und andere digitale Kanäle untersucht und bewertet. Umso mehr kommt es darauf an, dass ihr nicht nur eine gut zusammengestellte Print- oder Digital-Mappe pflegt, in der ihr eure kreative und jobbezogene Leistung zeigt, sondern eure Arbeit auch im Web-Portfolio fokussiert und stimmig präsentiert.

Was gehört ins Portfolio?

Was auf die Website? Und was ist eigentlich mit dem ganzen Rest? Es fällt nicht leicht, über die beste Auswahl und Zusammen­stellung der eigenen Bilder zu entscheiden. Fotografen sind oft zu nah dran an ihrer Arbeit und den Bildern, um wichtige strategische Überlegungen in die Zusammen­stellung eines Print- oder Web-Portfolios einzubeziehen. Denn für ein erfolgreiches und anziehendes Portfolio sind nicht nur emotionale Faktoren relevant.

Das Portfolio ist kurz gesagt eure visuelle Biografie. Demnach sollte euer Portfolio nur Arbeiten zeigen, die euren aktuellen Still und eure Haltung zeigen sowie eine Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Trends im jeweiligen Genre. Es macht deutlich, womit ihr euch kreativ auseinander­setzt, und bildet die wichtigsten Arbeiten ab, an denen der ihr beteiligt wardt.

Was kann euer Portfolio für euch tun?

Die kreative Gestaltungshöhe eures Portfolios orientiert sich zuallererst daran, welche Ziele ihr verfolgt. Soll es euch beispielswei­se bei der Kundengewinnung von Werbeagenturen oder Magazinen unterstützen oder möchtet ihr ein Portfolio für die Akquisition von Kunden im Business-Bereich und welche Art von Portfolio ist dafür das richtige? Ein schönes Print-Portfolio als Lederbuch und auf hochwertigem Papier gedruckt eignet sich besonders für die ersten beiden Kundengruppen, weil sie designaffin sind. Business-Kunden hingegen wollen neben der Website oft kein Portfolio sehen bzw. sind mit einer digitalen Präsentation auf dem Tablet zufrieden.

Wenn es an die Auswahl eurer Themen und Bilder für eure Business-Kunden geht, gelten andere Maßstäbe als für Werbeagenturen. Vereinfacht ausgedrückt zählt die schöpferische Leistung hier eher weniger, vielmehr kommt es auf Expertise in Bezug auf passgenaue Auftragsarbeiten und gute Referenzen an. Dagegen erwarten Kreative in den Agenturen, dass das Fotografen-Portfolio eine erkennbare schöpferi­sche Leistung neben den Auftragsarbeiten zeigt.

Same same but different: Print- und Web-Portfolio

Wenn ihr euer Portfolio erneuern möchtet, egal ob Print-, Digital- oder Web-Portfolio, macht keine Unterschiede! Zeigt in allen Präsentations-Medien weitgehend dieselben Serien. So schafft ihr eine gute Wiedererkennung und stärkt euch als Marke. Wählt zunächst die Strecken aus, die euer Profil und eure Zielsetzung am besten repräsentieren. Beschränkt euch je nach Zielkunde auf zwei bis maximal drei Genres, die aus Sicht der professionellen Auftragsfotografie vereinbar sind und sich nicht gegenseitig »stören«. Betont das Serielle, anstatt einzelne Motive herauszulösen. Kunden beurteilen einen Fotografen auch nach seiner konzeptionel­len Stärke, die in Serien erkennbar wird. Im Web-Portfolio könnt ihr dieselben Serien ausführlicher zeigen und Motive ergänzen. Achtet auf die Mischung zwischen freien Arbeiten und Referenzen. Der Start ins Portfolio sollte immer eine starke und aktuelle Strecke sein, die nicht zu kurz ist. Variiert die Themenabfol­ge. Die Strecken, die aufeinanderfolgen, sollten keinen großen Kontrast bilden, sodass ein schöner »Blick-Fluss« im Portfolio entsteht. Benutzt im Web-Portfo­lio nur wenige Filter bzw. Menübegriffe, ergänzt mit einem schnell erreichbaren Bereich für Veröffentlichungen oder kommerzielle Arbeiten. Und: Eine Arbeit, hinter der ihr nicht steht, hat nichts im Portfolio zu suchen. Weniger ist mehr!

Wie präsentiert ihr euer Portfolio richtig?

So viel schon mal vorab: Wenn das Thema gut ist, kommt es nicht darauf an, ob ihr hochwertige Prints oder Klarsichthül­len, ein Leder- oder Leinenportfolio oder ein Fotobuch zur Präsentation eures Portfolios wählt. Was zählt, ist die Idee, eine Vorstellung davon, wie ihr ein visuelles Konzept entwi­ckeln wollt. Eine Idee sollte man nicht »abgucken«. Und eine Idee ist nur dann gut, wenn euch das Thema auch ein Anliegen ist. Der Nährboden für eine gute Idee ist demnach eure eigene Begeisterung für das Thema. Dazu kommt die Wirkung in der Öffentlichkeit. Ein gutes Thema darf eine gesellschaftliche, kulturelle oder wirtschaftliche Bedeu­tung haben, um für eine Leser- oder Käuferschaft attraktiv zu sein.

Zur Präsentation: Ein Thema bekommt als Serie Bedeutung, ein einzelnes Bild dagegen wird wenig Beachtung finden. Erzählt eure Geschichte – mit einem eindrucksvollen Auftakt und einem starken Ende. Am besten zeigt ihr eure Arbeit als Portfolio in Buchform, dabei ist das Format beliebig wählbar. Und Typografie ist dann als gestalterisches oder erklärendes Mittel in Ordnung, wenn sie sich dezent den Bildern anpasst. Die Auftraggeber von Fotografie sowie die Experten und Meinungsbildner der Branche werden immer wieder das Neue und Noch-nicht-Gesehene erwarten. Sie wollen von Bildwerken begeistert und von neuen Impulsen berührt werden.

Die Hürde für Fotografen ist also hoch und bleibt es auch. Besonders Experten, die täglich Bilder sehen oder bewerten, haben einen kritischen Blick und entscheiden innerhalb von Sekunden über den Erfolg und die Verwendung eines Bildes.


Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Erfolgreich im Foto-Business“ von Silke Güldner. Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.

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