Eine gute Forschungsfrage gefällt nicht nur Ihnen selbst, sondern erfüllt im Idealfall die drei folgenden Kriterien. Sie können die folgende Auflistung als erste Orientierung nutzen.
Die Erwartungen an studentische Arbeiten sind von Fach zu Fach unterschiedlich und eine noch größere Rolle spielt natürlich Ihr Fortschritt im Studium. Von einer Hausarbeit im ersten Semester eines Bachelor-Studiengangs wird weniger erwartet als von einer Master-Arbeit.
Die Forschungsfrage …
1. ist anschlussfähig.
Damit ist gemeint, dass Sie mit Ihrer Forschungsfrage Ihre Arbeit in einen wissenschaftlichen Kontext stellen und ihr von vielen möglichen Richtungen genau eine geben. Sie legen sich auf ein bestimmtes Gebiet fest und knüpfen an die darin bereits erforschten Themen an. Je weiter Sie im Studium fortschreiten, desto mehr wird von Ihnen erwartet, dass Sie sich auf den aktuellen Stand der Forschung beziehen. Eine geeignete Fragestellung dient dazu, neue Ergebnisse zu erzielen, die für die Scientific Community (potenziell) interessant und relevant sind.
2. soll präzise formuliert und gut verständlich sein.
Je präziser Sie Ihre Fragestellung fassen können, desto leichter haben Sie es während des Schreibens der Arbeit. Feilen Sie an der Formulierung, bis restlos alles für Sie selbst und Ihre Leserschaft eindeutig und nachvollziehbar ist. Nutzen Sie nur Begriffe, die sich definieren lassen und/oder die messbar sind. Bedenken Sie bei all dem, dass Ihnen selbst manche Zusammenhänge bereits klar sind, die Sie Ihrem Lesepublikum erst noch erläutern müssen, zumal die Fragestellung am Anfang der Arbeit steht.
3. muss realistisch erforschbar sein.
Es muss möglich sein, in dem Ihnen vorgegebenen zeitlichen Rahmen zu einem Ergebnis zu kommen. Dazu gehört, dass Sie die nötigen fachlichen und methodischen Kompetenzen zur Bearbeitung der Fragestellung mitbringen, ansonsten eignet sie sich nicht. Die Fragestellung sollte außerdem dem geforderten Umfang der Arbeit entsprechen. Wenn nur zehn Seiten zur Verfügung stehen, muss die Fragestellung stärker eingegrenzt sein als bei 100 Seiten. Sonst laufen Sie Gefahr, die einzelnen Gebiete zu oberflächlich abzuhandeln. Sie finden dann keine Antworten auf die Frage und können somit keine Ergebnisse liefern. Eine rein überblicksartige Zusammenstellung von Inhalten – ohne zugrunde liegende Fragestellung – geschieht in Lehrbüchern. Diese bereiten das »gesicherte« Wissen eines Fachs so auf, dass Studierende es gut verstehen und lernen können.
Wichtig: Eine wissenschaftliche Arbeit ist kein Lehrbuch. Seien Sie mutig bei der Eingrenzung und arbeiten Sie sich nicht an einer Fragestellung ab, die »alles« beschreiben und erklären will.
Eine wissenschaftliche Arbeit ähnelt von Aufbau und Zielsetzung her eher einem Artikel in einer Fachzeitschrift. Die inhaltlichen Bestandteile einer wissenschaftlichen Arbeit erinnern zunächst einmal an einen Schulaufsatz: Einleitung, Hauptteil und Schluss. Die einzelnen Teile müssen jedoch viel mehr leisten als bei einem Aufsatz.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Wissenschaftliche Arbeiten schreiben“ von Andrea Klein. Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.