Ich möchte euch hier ein Modell zur Entwicklung von Mindfulness vorstellen, das möglicherweise einige von euch sogar schon kennen, weil es aus dem agilen Kontext stammt. Es stammt von Lyssa Adkins. Sie hat in ›Coaching Agile Teams‹ genau den Weg beschrieben, den ich euch empfehle: Eine eigene Meditationspraxis als Grundlage für das Coaching zu nutzen. Welche Form der Meditation man dabei nutzen kann, lässt sie bewusst offen.

An einer Stelle wird sie sehr konkret, das betrifft das Thema Zuhören. Um euch den Kontext zu erklären – tiefes Zuhören und mit dem Herzen sprechen, sind spirituelle Praktiken zur Entwicklung von Empathie und Verbindung. Wir werden nach diesem Input eine Übung dazu machen.
Die normale Stufe des Zuhörens, also Level 0, wäre das normale Gespräch in Meetings. Irgendwer erzählt etwas. Ich höre irgendwie zu, denke dabei aber schon mal über meinen nächsten Beitrag nach und versuche, eine Gesprächslücke dafür zu finden. Wenn der andere gar nicht aufhört mit seinen ›Sprechblasen‹, falle ich auch mal ins Wort. Das ist nicht toll, aber alle machen es so.
Kommen wir zur Stufe 1. Ich höre genau hin, was gesagt wird, und denke mit, was damit gemeint ist und wie es sich auswirken könnte. Ich fokussiere mich auf den Inhalt und reflektiere diesen aktiv und unterstütze so den inhaltlichen Gesprächsprozess. Ich fördere damit Klarheit und Offenheit als Coach.
Die Stufe 2 geht einen Schritt auf den Menschen zu, der spricht. Ich bin ganz bei der Person und den Emotionen des Sprechers. Diese wahrgenommenen Emotionen spiegle ich zurück. Dazu lasse ich meine eigenen Themen und Emotionen los. Das hilft, um mehr beim anderen zu sein. Um dies zu tun, hilft wieder eine eigene Meditationspraxis, aber es geht auch ohne. Im Gespräch entsteht dadurch idealerweise Verbindung und Nähe.
Auf der dritten Stufe nehme ich nicht nur die Person ganz wahr, sondern den ganzen Raum. Ihr merkt sicher schon die Nähe zur ersten Meditationsanleitung. In diesem Raum lasse ich eigene Intuitionen zu, wenn sie auftauchen.
Diese stelle ich zur Verfügung oder bringe sie als Frage ein. Hier arbeite ich mit meiner Präsenz im Hier und Jetzt. Und genau das ist die folgende Übung: Eine Person spricht zu der Fragestellung: ›Was löst die Beschäftigung mit Meditation bei mir aus?‹
Der andere hört auf Level 3 zu. Das macht ihr 15 Minuten, dann reflektiert ihr 5 Minuten, wie das Gespräch war und was anders war als sonst. Dann wechseln Sprecher und Zuhörer.«
In der anschließenden gemeinsamen Runde ist es eine Mischung aus Thema und Begeisterung für die Form des Austausches, die eine ganze Zeit benötigt, um sich zu entladen. Dies wirft die Agenda erheblich durcheinander. Wir lassen es geschehen, weil wir hier einen wesentlichen Wendepunkt im Commitment spüren. Es ist der Übergang von Verstehen zum Erleben. Dies macht qualitativ einen wesentlichen Unterschied.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Mindful & Agile Leadership“ von Jan Ahrend. Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.