farbe in clip studio paint

Kolorieren in Clip Studio Paint

Digital kolorieren ist etwas sehr Spannendes. Ihr könnt eure Ebenen und Farben jederzeit löschen, ändern und austauschen. Eure Palette wird nie leer und ihr müsst keine teuren Materialien nachkaufen. Außerdem gibt es in Clip Studio Paint neben der Farbpalette und der einstellbaren Pinseltextur einen weiteren Aspekt, mit dem ihr digital arbeiten könnt, nämlich die Leuchtkraft der Monitore, auf denen die Bilder angezeigt werden.

Am Anfang mag es sich ungewohnt anfühlen, nicht mit der feuchten Farbe über eine raue Leinwand zu gehen und keinen Geruch von Lösungsmittel oder Firnis in der Nase zu haben, doch die Arbeit am PC bietet dafür eine Unzahl an anderen Möglichkeiten, Farbe zu erleben und einzusetzen. Natürlich kann die digitale nie die traditionelle Malerei ersetzen, aber sie kann sie erweitern und ihr neue Dimensionen geben.

Der Farbkreis

Vermutlich erinnert ihr euch zumindest noch vage an den Farbkreis nach Itten, den ihr in der Schule mehr schlecht als recht mit dem Schulfarbkasten zusammengemischt bekommen habt. Dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, ist euch vermutlich spätestens bei dem Versuch, ein Magenta zu mischen, aufgefallen.

Nun gibt es viele Farblehren und sie alle beschreiben im Großen und Ganzen das Verhältnis von Farben zueinander. Dabei spielt nicht nur die Farbe, sondern auch ihre Reinheit eine Rolle. Weiß- und Schwarzanteile verändern die Leuchtkraft einer Farbe und ihren Ausdruck. Sie machen sie heller oder dunkler. So lassen sich zum Beispiel mit einem erhöhten Weißanteil pastellige Farbtöne mischen. Je höher die Reinheit (Sättigung) einer Farbe ist, desto stärker wirkt sie auf den Betrachter.

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Die meisten Blau-, Grün- und Violetttöne wirken eher kalt, während die meisten Orange-, Rot- und Gelbtöne eher warm wirken. Eine Ausnahme bilden die Bereiche Gelbgrün und Violett. Durch ihren Anteil an gleichermaßen warmen und kalten Farben kann sowohl ein warmer als auch ein kalter Eindruck der Farbe entstehen. Dies ist abhängig von den Farben, die in der direkten Umgebung liegen. Um Bilder harmonisch zu kolorieren, gibt es unterschiedliche Aufbauten, die verschiedene Wirkungen in deinen Bildern erzeugen.

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Monochrom kolorieren

Die bekannteste Art zu kolorieren, ist monochrom (Bild links). Dabei basiert eure gesamte Mischung auf den Helligkeitswerten einer einzigen Farbe und wirkt dadurch sehr  ruhig und harmonisch.

Komplementär kolorieren

Etwas, das ihr vielleicht noch aus dem Kunstunterricht in der Schule kennt, ist der Komplementärkontrast. Hierbei wird mit Farben aus sich gegenüberliegenden Farb­spektren koloriert (Bild rechts). Ein bekannter Komple­mentärkontrast ist beispielsweise Rot und Grün.

Analoge Farbpalette

Der komplementären Koloration entgegen steht die analoge oder auch ähnliche Farbpalette. Hier verwendet man Farben aus einem Farbraum, also Farben, die im Farbkreis nebeneinander liegen.

Die Farb-Triade

Diese Koloration basiert, wie der Name schon sagt, auf einem Drei-Punkt-Schema. Sie bildet sowohl einen spannenden Farb­kontrast als auch ein harmonisches Zusam­menspiel.

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Foto inspirierte Farbpalette

Der größte Künstler ist noch immer die Natur. Hier findet ihr alle Farben in perfek­ten Harmonien. Der Himmel zum Beispiel gibt uns jeden Abend und jeden Morgen eine immer neue und spannende Farbpalette. Hieraus könnt ihr eine tägliche Übung ableiten: Macht jeden Abend oder Morgen ein Foto und öffnet es als Referenzbild in Clip Studio. Zieht dazu euer Bild einfach aus eurem Ordner auf die Ebenen-Felder.

Vorsicht: Achtet wirklich darauf, euer Foto auf die Ebenen und nicht in eure Arbeitsfläche zu ziehen, sonst öffnet sich ein Dokument und ihr könnt euer Foto nicht zu eurem Projekt hinzufügen.  

Nehmt als Nächstes das Pipetten-Werkzeug und wählt die erste natürliche Farbe auf eurem Foto aus. Im Beispiel-Bild unten habe ich nur Farben aus dem Himmel genommen. Ihr müsst euch natürlich nicht auf fünf Farben beschränken, wählt nacheinander so viele, wie ihr wollt.

Tauscht die Pipette gegen einen Pinsel und malt eure Farben neben das Bild. Ihr könnt mit Drücken und Gedrückthalten der [ALT]-Taste zwischen Pipette und Pinsel hin und her springen. So sammelt ihr schnell alle Farben, die ihr braucht. Koloriert danach euer Bild, wie ihr es ge­wohnt seid, oder experimentiert frei nach Lust und Laune mit Farben und Pinseln. Die Farben aus der Natur haben ein harmo­nisches Zusammenspiel, das ihr für eure ersten Schritte nutzen könnt.

Wenn ihr euch sicherer fühlt, könnt ihr probieren, wie das Einmischen von Symbolfarben dazu passt, um eurem Bild eine tie­fere Bedeutungsebene zu verleihen. Symbol­farben entstehen durch gemeinsame soziale Erkenntnisse der Gesellschaft, so wie Rot für die Liebe und Grün für Hoffnung steht.

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Mit Clip Studio Paint digital zeichnen, malen und kolorieren“ von Miriam Kaniß. Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.

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