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Was ist Scrum?

Scrum ist ein agiler Ansatz zur Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen. Bei einem agilen Ansatz beginnt ihr zunächst mit einem ​Product Backlog – einer priorisierten Liste der Funktionen und Fähigkeiten, die erforderlich sind, um ein erfolgreiches Produkt zu entwickeln. Wenn ihr euch an das Product Backlog haltet, arbeitet ihr immer zuallererst die wichtigsten Aufgaben ab, also diejenigen mit der höchsten Priorität. Solltet euch dann irgendwann die Ressourcen ausgehen (wie z. B. die Zeit), haben somit alle noch verbleibenden Aufgaben eine niedrigere Priorität als die bereits abgeschlossenen Arbeiten.

Die Arbeiten selbst werden in kurzen, zeitlich fest begrenzten ​Iterationen durchgeführt, wobei sich der hierfür vorgesehene Zeitrahmen normalerweise zwischen einer Woche und einem Kalendermonat bewegt. Während der einzelnen Iterationen erledigt ein Team die Arbeiten, die nötig sind, um abgeschlossene, funktionierende Elemente herzustellen, die dann in die Produktion überführt werden können. Das Team organisiert sich selbst und kann sich mehrerer Funktionen annehmen – wie etwa dem Entwerfen, Bauen und Testen.

Üblicherweise ist in der Planung eines Product Backlogs deutlich mehr Arbeit vorgesehen, als ein Team innerhalb einer kurzen Iteration bewältigen kann. Deshalb legt das Team zu Beginn jeder Iteration zunächst einmal fest, welche hoch priorisierte Teilmenge des Product Backlogs in der kommenden Iteration erledigt werden soll.

Am Ende der Iteration prüft das Team die abgeschlossenen Funktionen noch einmal gemeinsam mit den Stakeholdern, um deren Feedback zu erhalten. Und je nachdem, welche Kritikpunkte dabei zutage treten, können der Product Owner und das Team ihre Pläne für die nächsten Arbeitsschritte ändern. Falls die Stakeholder bei genauerer Betrachtung einer bereits abgeschlossenen Funktion also etwa feststellen, dass noch eine andere Funktion in das Produkt eingebracht werden muss, die zuvor unberücksichtigt geblieben war, kann der Product Owner hierfür einfach ein entsprechendes neues Element anlegen, das dann an der passenden Stelle im Product Backlog eingefügt und in einer künftigen Iteration bearbeitet wird.

Am Ende der einzelnen Iterationen sollte das Team ein potenziell auslieferungsfähiges Produkt haben (oder ein Inkrement des Produkts, also eine Produktfunktionalität), das prinzipiell freigegeben werden könnte. Sollten individuelle Freigaben nach jeder Iteration hingegen nicht sinnvoll sein, könnten alternativ auch Funktionssätze aus mehreren Iterationen zusammen freigegeben werden. Nach Beendigung einer Iteration fängt der ganze Prozess mit der Planung der nächsten Iteration wieder von vorn an.

Die Vorteile von Scrum

Welche Antwort würdet ihr bekommen, wenn ihr eure Manager und Entwickler zusammenrufen und fragen würdet: »Seid ihr mit den Ergebnissen eurer Software-Entwicklungsbemühungen zufrieden?« oder »Glaubt ihr, dass wir unseren Kunden zu einem spürbaren zeitlichen, wirtschaftlichen und qualitativen Nutzen verhelfen?«

In sehr vielen Fällen haben die Leute, die ich im Rahmen meiner weltweiten Trainings- und Beratungstätigkeit dazu befragt habe, mit einem klaren »Nein« geantwortet. Vielmehr tönte es von allen Seiten: »Die Projektausfallrate ist inakzeptabel hoch«, »Die Auslieferung erfolgt immer verspätet«, »Die Rentabilität liegt unter den Erwartungen«, »Die Software-Qualität ist mies«, »Die Produktivität ist beschämend«, »Niemand übernimmt die Verantwortung für die Ergebnisse«, »Die Arbeitsmoral ist schlecht«, »Wir haben eine hohe Mitarbeiterfluktuation«. Und dann wird mit einem desillusionierten Lächeln und ironischem Unterton noch angefügt: »Es müsste doch auch besser gehen.«

Bei aller Verdrossenheit scheinen sich die meisten Leute damit abgefunden zu haben, dass Unzufriedenheit zur Software-Entwicklung einfach dazugehört. Dabei muss das nicht so sein. Organisationen, die ​Scrum gewissenhaft einsetzen, kann dieses Tool durchaus helfen, Prozesse im Projektmanagement sowie in der Produktion zu verbessern.

Aus: Essential Scrum (Kenneth S. Rubin), Seite 44.

Diese Organisationen begeistern ihre Kunden in schöner Regelmäßigkeit, indem sie ihnen wirklich das liefern, was sie sich wünschen, und nicht bloß die Funktionen, die am ersten Tag festgelegt wurden, als noch niemand den wahren Bedarf kannte. Außerdem erwirtschaften sie eine bessere Rendite, weil sie häufiger kleinere Releases herausbringen. Und durch das schonungslose Aufdecken mangelhafter organisatorischer Abläufe und Verschwendungen sind diese Organisationen zudem in der Lage, die Kosten zu senken.

Da sich Scrum darauf konzentriert, funktionierende, integrierte, getestete und geschäftsfördernde Funktionen zu liefern, führt jede Iteration zu Ergebnissen, die zügig ausgeliefert werden können. Darüber hinaus erleichtert es dieses Entwicklungsverfahren den Organisationen, in einer komplexen Welt, in der man sich schnellstmöglich anpassen muss, weil inzwischen alles miteinander vernetzt ist – Konkurrenten, Kunden, Anwender, Aufsichtsbehörden und andere Akteure – erfolgreich zu sein. Und schließlich bereitet Scrum wirklich allen Beteiligten mehr Spaß an der Sache – nicht nur den Kunden, sondern auch den Leuten, die die eigentliche Arbeit verrichten –, denn sie arbeiten öfter und enger zusammen, was zu verbesserten zwischenmenschlichen Beziehungen und größerem gegenseitigen Vertrauen unter den Teammitgliedern führt.


Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Essential Scrum – Umfassendes Scrum-Wissen aus der Praxis“ von Kenneth S. Rubin. Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.

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