Green Office challenge

Veggieday im Büro: (K)eine gute Idee?

»Nichts wird die Gesundheit der Menschen und die Chance auf ein Überleben auf der Erde so steigern wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung.«

Was war Albert Einstein doch für ein kluger Kopf und seiner Zeit voraus. Dass tierische Lebensmittel wie Fleisch und Wurstwaren, Milchprodukte und Eier in der Produktion viel energieaufwendiger sind als Obst und Gemüse, belegen heute zahlreiche Untersuchungen.

Rechnungen der Umweltschutzorganisation GreenPeace zufolge werden pro Kilogramm Rindfleisch 13,3 Kilogramm CO2 freigesetzt. Zudem werden dafür 15.000 Liter Wasser verwendet. Erschreckend ist auch der Fakt, dass rund 62 % unserer heimischen Ackerflächen für den Anbau von Tierfutter verwendet werden.

Daneben importieren deutsche Landwirte jährlich fast vier Millionen Tonnen Sojabohnen und drei Millionen Tonnen Sojaschrot als Tierfutter aus Regionen wie Südamerika. Für den Anbau von Soja in Plantagen werden Urwälder – beispielsweise in Brasilien, Argentinien und Paraguay – gerodet. Monokulturen und eingesetzte Umweltgifte wie Herbizide (beispielsweise Glyphosat) haben katastrophale Auswirkungen auf Flora und Fauna und auf die Menschen, die auf den Plantagen arbeiten oder in der Nachbarschaft wohnen.

Anders als zu Einsteins Zeiten ist es heute nicht mehr außergewöhnlich oder besonders herausfordernd, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Laut Angabe des Vereins ProVeg e. V. leben aktuell etwa acht Millionen Vegetarier und Veganer in Deutschland. Längst haben diverse Branchen mit entsprechenden Produkten und Angeboten darauf reagiert.

Als Unternehmen vegetarische Alternativen in der Kantine anzubieten, gehört längst zum guten Ton. Einen verpflichtenden Veggieday für alle Mitarbeiter einzuführen, kann hingegen Proteste zur Folge haben.

Einen anderen Lösungsweg geht das internationale Unternehmen WeWork und gilt damit als Vorreiter, der den Veggieday von seinem Stigma befreit hat. Der CoWorking-Anbieter, der unter anderem Standorte in Deutschland hat, stellt seinen Mitarbeitern grundsätzlich frei, ob sie sich in der Kantine für ein Mittagessen mit oder ohne Fleisch entscheiden – eine Auslagenerstattung zahlt er aber nur noch für die vegetarische Variante. WeWork-Mitgründer Miguel McKelvey hat seine rund 6.000 Mitarbeiter per E-Mail über die neuen Richtlinien informiert und dafür viel Zuspruch bekommen.

Vielleicht lag das mit an seiner gut nachvollziehbaren und mit Fakten untermauerten Erklärung für diese Entscheidung: »Neue Studien haben gezeigt, dass der Verzicht auf Fleisch eine der wichtigsten Entscheidungen ist, die ein Mensch treffen kann, um seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck zu verbessern«, schreibt er in seinem Statement und erklärt, dass der Verzicht sogar wichtiger sei als der Umstieg auf ein Hybridauto. Neben dieser Maßnahme würde außerdem auf künftigen Firmenevents weder rotes Fleisch noch Geflügel auf Firmenkosten serviert.

Außerdem sollen in den »Honesty Markets« – Selbstbedienungsmärkten, die in einigen der 400 Co-Working-Gebäude betrieben werden – künftig ausschließlich vegetarische Snacks angeboten werden. Ziel des Unternehmens ist es laut eigenen Angaben, bis 2023 durch den auf diese Weise angeregten Fleischverzicht etwa 63,2 Milliarden Liter Wasser und 202 Millionen Kilogramm Kohlendioxidemissionen einzusparen und 15 Millionen Tiere zu verschonen.

Etwas weniger streng und dennoch deutlich zeigt der Konzernriese Google seinen Mitarbeitern, was sie bevorzugt essen sollten: In seinen Betriebskantinen stehen vegane Gerichte auf der Speisekarte weiter oben als Fleischgerichte. Von einem aufgezwungenen Veggieday hingegen hält man bei Google nichts. In einem Interview mit Fast Company hat Laszlo Bock, der frühere Senior Vice President of People Operations bei Google erklärt: »Menschen mögen es wirklich nicht, wenn man ihnen die Wahlmöglichkeiten nimmt. Dafür sind sie wesentlich offener für Anstöße.« Und genau diese Anstöße sind es, die alle Unternehmen ihren Mitarbeitern geben können.

Veggie-Tipp

Vegane Lebensmittel sind nicht per se besser für die Umwelt als Lebensmittel tierischen Ursprungs. Vegane Produkte, die einen langen Transportweg hinter sich haben, sollten ebenso gemieden werden wie in Plastik verpackte Produkte oder solche, die Palmöl enthalten.


Nachhaltigkeit im Büro

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Green Office“ von Rebecca Sommer Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.

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