In seinem Buch »Convergence Culture: Where Old and New Media Collide« aus dem Jahr 2006 prägte der Akademiker Henry Jenkins den Begriff Transmedia Storytelling. Dort beschreibt er dies als einen Prozess, bei dem wesentliche Teile eines Story-Universums systematisch über mehrere Kanäle verteilt und ausgeliefert werden. Ziel sei es, ein vereinheitlichtes und koordiniertes Unterhaltungserlebnis zu kreieren. Idealerweise steuere jedes Medium seinen ganz eigenen Anteil zur Entfaltung der Geschichte bei.
Dass jedes Medium eine eigene Rolle spielt, ist auch der entscheidende Unterschied zum Crossmedia-Konzept, bei dem ein und dieselbe Geschichte erzählt wird, nur für das jeweilige Medium angepasst. Bei den Verfilmungen der Harry Potter-Bücher handelt es sich zum Beispiel um eine crossmediale Adaption.
Crossmedia

Das Verhältnis zwischen den Büchern, der Website »Pottermore« und des Film-Prequels »Fantastic Beasts and Where to Find Them« wiederum ist transmedial, da sich die einzelnen Geschichten, Komponenten und Kanäle ergänzen.
Transmedia

Innerhalb des transmedialen Erzählens kann man zwischen zwei Typen unterscheiden:
Franchise

Franchises setzen sich aus mehreren Geschichten innerhalb eines Story-Universums zusammen. Spiel, Buch oder Film können auch unabhängig voneinander verstanden werden und ergänzen sich dadurch, dass sie die Story-Welt insgesamt komplexer und vielschichtiger machen. So können Prequels und Sequels die Geschichte zeitlich weiterführen, neue Charaktere parallele Plots erleben oder die Geschichte hinter einem bestimmten Ort ausgeführt werden. Die Star-Wars- oder Harry-Potter-Welt und Filmuniversen von Marvel, wie die Avengers, sind Beispiele für Franchises, die sich aus dem zentralen Plot heraus entwickelt haben.
Portmanteau

Portmanteau-Transmedia-Projekte auf der anderen Seite sind von vornherein so konzeptioniert, dass jeder Hinweis bzw. Kanal ein Puzzle-Teil einer Gesamtgeschichte ist. Die einzelnen Teile ergeben unabhängig voneinander wenig Sinn bzw. keine in sich geschlossene Story. Alternate Reality Games (ARG) zum Beispiel setzen sich aus solchen einzelnen Hinweisen zusammen, die ein Gesamtbild ergeben.
In der Realität erleben wir häufig Hybridformen zwischen geplanten Puzzleteilen und geplanten sowie ungeplanten Erweiterungen eines Story-Universums. Gerade die ungeplanten Franchises jedoch sind es, die das transmediale Storytelling für Unternehmen besonders spannend und zeitgemäß machen. Denn dahinter verbirgt sich einer der wichtigsten Grundpfeiler erfolgreicher Kommunikation in den sozialen Medien, nämlich was das Publikum daraus macht.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Storytelling für Unternehmen“ von Miriam Rupp. Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.