Das Bild hat was. Klar, die Moritzburg in Sachsen ist ein schönes Schloss und ist mit dem umgebenden Wasser extrem fotogen. Das Bild wirkt aber vor allem, weil die Spiegelung so perfekt ist. War sie vor Ort auch so klar? Die ehrliche Antwort ist: »Nein, überhaupt nicht« – und an dem, was wir jetzt zeigen, scheiden sich so manche fotografische Geister.

In der ersten Abbildung sehen wir die unbearbeitete Version der Moritzburg. Wo ist die Spiegelung? Kurzum: Es gibt sie nicht! Ich habe sie hineingeschummelt. In Photoshop geht das nämlich relativ einfach:
1. Man wählt die obere Hälfte des Bilds aus, also die, die sich im Wasser spiegeln soll.
2. Dann »Kopieren« und »Einfügen« und die eingefügte Kopie über »Transformieren« und dann »Vertikal spiegeln« auf den Kopf stellen. Zu diesem Zeitpunkt wirkt das Bild noch sehr unnatürlich. Der Grund ist, dass die Spiegelung »perfekt« ist. Das ist in der Wirklichkeit selten der Fall, da sich die spiegelnde Oberfläche des Wassers meistens ein bisschen bewegt. Aber auch hier kann Photoshop Abhilfe schaffen.
3. Zuerst nutzt man den »Bewegungsunschärfefilter« bei –/+90° und wählt einen Pixelwert zur Steuerung der Stärke des Effekts durch Ausprobieren aus. Bei dem Bild der Moritzburg waren es ca. 40 Pixel.
4. Zuletzt wendet man noch den »Gaußschen Weichzeichner« an. Auch hier muss man wieder einen Pixelwert festlegen, den man durch Ausprobieren wählen kann. Man sieht das Ergebnis ja direkt.
Bei der Moritzburg waren es 2 Pixel. Etwas frickelig wird es beim Anwenden dieser Technik immer dann, wenn die Grenze im Originalbild zwischen dem, was gespiegelt werden soll, und dem Rest des Bilds nicht wirklich gerade verläuft. Je klarer also diese Grenze verläuft, umso weniger Ausgleichsarbeiten benötigt man in Photoshop, um zu einem Ergebnis zu gelangen, dem man nicht mehr ansieht, dass es gar nicht »echt« ist.
Genau bei diesem letzten Punkt gehen die Meinungen auseinander. Das Endergebnis ist manipuliert, die gezeigte Spiegelung entspricht nicht der Realität.
Uns stört das nicht. Was für uns zählt, ist das Resultat. Ob es dich stört, musst du selbst entscheiden.


Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Bessere Fotos“ von Thomas Kleinert und Martin Schmidt. Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.