Professionelle Produktfotografie: Essen fotografieren

Die Foodfotografie ist ein Teil der Produktfotografie. Fotograf Oliver Feld erklärt hier, wie er eine Pizza fotografiert – inklusive Lichtsetzung und Foodstyling.


Der Klassiker, schon zigmal gesehen und deshalb auch für mich machbar: Mafiatörtchen. Die Arbeit, die ich als Fotograf damit hatte, ist schnell erklärt. Ich hatte zwei leere Pizzaböden zum Einstellen bekommen, mit denen ich zum Üben im Studio war, während Foodstylist Tino in der Küche den Belag vorbereitete. Das Rezept dazu will wahrscheinlich kein Feinschmecker wirklich haben, aber ich werde im nächsten Abschnitt »Wer Deko isst« noch versuchen, etwas von dem zusammenzufassen, was in der Küche passiert ist.

Aus: Professionelle Produktfotografie (Oliver Feld)

Essen fotografieren: Licht

Standardlicht – wer sich die gelbe Tomate vorn genau anschaut, der kann erkennen, mit welch simplem Licht hier gearbeitet und von wo zusätzlich aufgehellt wurde. Als Hauptlicht kam ein Stufenlinser zum Einsatz. Quasi die Glühbirne, die als Arbeitslicht irgendwo an der Decke der Backstube baumelt. Also hartes, gerichtetes Licht, das ein wenig von hinten schon fast ein Gegenlicht ist. Dieses Licht ist sowohl für den Glanz als auch für die Durchleuchtung im Grünzeug verantwortlich. Achtung, Gegenlicht immer ordentlich in Richtung Kamera abschirmen. Um die Schatten aber nicht zu tief werden zu lassen, habe ich von rechts vorn oben mit einer 50-x-50-cm-Flachenleuchte aufgehellt. Ihr Lichtwert liegt jedoch ca. 1,5 Blenden unter dem des Spots.

Links im Aufbau steht noch ein schmaler, langer Aufheller. In dem Fall eine weiße Pappe. Sie hellt einfach nur den Schlagschatten der Pizzen auf, wirkt aber auch kaum wahrnehmbar auf die Schattenbereiche im Belag. Sie dient einfach nur zur Kontrastreduzierung, soll also nicht wirklich hell machen. Das Ganze wurde so eingemessen, dass mit Blende 16 gearbeitet werden konnte. Mit Hilfe einer dezenten Schärfenlegung waren so, trotz der Tiefe des Motivs und der relativ langen Brennweite von 140 mm, beide Pizzen scharf abzubilden.

Aus: Professionelle Produktfotografie (Oliver Feld)

Foodstyling: Wer Deko isst….

… wird entlassen. Das ist einer der Sätze, die mir aus meiner Lehrzeit in Erinnerung geblieben sind. Besser sollte es heißen: Wer Deko isst, der riskiert mindestens eine Diarrhö. Die Pizzaböden konnte man, soweit ich das mitbekommen habe, sogar gefahrlos essen. Für die hatte es auch keinen Stylisten gebraucht. Tino kam doch tatsächlich mit einer Packung Fertigteig an. Etwas hellhörig hat mich sein Nebensatz gemacht, in dem er erwähnte, dass man dem Fertigteig noch ein bisschen mehr Hefe beifügen sollte. Im Nachgang ist auch mir klar, dass das »bisschen« bei ihm dafür sorgt, dass der Teig beim Backen so lecker aufreißt, während es bei mir dazu geführt hätte, dass die Pizzen wahrscheinlich im Ofenrohr explodiert wären.

Den beißenden Essiggeruch hatte ich schon erwähnt? Es mag ja sein, dass in Essig blanchiertes Gemüse seine Farbe besser behält. Aber ob man da wirklich reinbeißen möchte? Gar und lecker funktioniert sicher anders, aber hier geht es ja auch nicht ums Reinbeißen, sondern allein ums Angucken. Das Gleiche gilt für die Rostkanten an Tomaten und Zwiebeln. Die haben nie einen Backofen von innen gesehen, sondern wurden in Sonnenblumenöl, das bis kurz vor den Flammpunkt erhitzt wurde, wenige Sekunden durch die Pfanne geschubst. Ich bin mir sicher, wenn Motoröl zu noch besseren Rostkanten führen würde, dann würde er auch das nehmen.

Der Käse wurde weit ab von der Pizza auf Backpapier angeschmolzen und der Thunfisch chirurgisch mit Skalpell und Pinzette aus der Dose herausoperiert, um an fotogene Stückchen zu kommen. Zu guter Letzt das Feintuning im Studio. Ein bisschen Fotoknete unter den Thunfisch und die eine oder andere Tomate und Zwiebel, damit sie in die Kamera »lächeln«. Dann noch das 150-Euro-Grünzeug in Form einiger handverlesener Rucola- und Basilikumblättchen mit der Pinzette aufgesetzt. Wie im Übrigen auch die Teigkrümel.

Wer will so was schon essen? Aber anzuschauen ist es gut!


Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Professionelle Produktfoografie“ von Oliver Feld. Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.

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