Polfilter in der Fotografie

Technischer Aufbau von Polfiltern – Von Lichtbeeinflussung und Schwingungsebenen

Licht besteht aus einem Durcheinander elektromagnetischer Wellen, verschiedener Wellenlängen, die sich regellos in allen möglichen Schwingungsrichtungen ausbreiten.

In der Fotografie werden zur »Lichtbeeinflussung« Filter eingesetzt, die unterschiedliche Auswirkungen erzielen sollen. Im Gegensatz zum Farbfilter unterscheidet sich der Polfilter darin, dass die Filterung nicht in Lichtwellenlängen, also Lichtfarben, sondern in Lichtschwingungsrichtungen besteht.

Mit dem Polfilter, dessen Wirkung aus einer Art Gatter aus parallel angeordneten Stäben besteht, greift man in dieses Wirrwarr verschiedener Schwingungen ein und lässt nur noch Licht einer bestimmten Schwingungsebene passieren. Alle anderen Ebenen, die nicht dieser Ebene angehören, werden durch den Stäbchenaufbau abgeblockt und können somit nicht durch den Filter bzw.  auf den Sensor gelangen. Stehen diese Stäbe waagerecht, können nur noch die waagerecht schwingenden Photonen hindurchkommen und die senkrecht schwingenden werden wegen ihrer zu großen Schwingungsausdehnung (Berg und Tal) zurückgehalten.

Filterfotografie (Uwe Statz), Seite 45: Die Schwingungsrichtung wird durch die Drehung des Filters abgeblockt

Durch diese Filterung gelangt nur noch linear polarisiertes Licht durch den Filter (linearer Polfilter). Da diese lineare Filterung unter Umständen bei modernen Kamerasystemen zur Fehlmessung von Autofokus und Belichtung führen kann, wird hinter diesen Gitterstäben (Filter) eine Verzögerungsfolie (G/4) angebracht, die das Licht in eine Rotation versetzt und eine Fehlmessung unterbindet (zirkularer Polfilter).  Der Wirkung des Filtereffekts besteht aus diesen beiden sehr dünnen Folien, die zwischen zwei Glasscheiben verklebt werden. Hier kann man sich auch gut vorstellen, warum es bei weniger Produktionsaufwand und Sorgfalt schnell zu Qualitätsunterschieden kommen kann.

Handhabung und Verwendung des zirkularen Polfilters

Durch seine beschriebene Eigenschaft, nur für bestimmte Schwingungsrichtungen durchlässig zu sein, kann der Polarisationsfilter störende Lichtreflexe beseitigen, da diese schon aus polarisiertem Licht (einer bestimmten Vorzugsrichtung) bestehen. Durch Drehung des Filters können so Wasserspiegelungen, reflektierende Glasscheiben und Reflexionen aus nichtmetallischen Gegenständen gemindert oder entfernt werden. Entscheidend ist dabei die optimale Stellung von Objekt und Lichtquelle. Der beste Wirkungsgrad wird erreicht, wenn man einen Aufnahmewinkel von ca. 30° bis 40° einhält. Die Schraubfiltervariante besitzt im Gegensatz zu anderen Filtern eine Drehfassung, an dieser kann durch leichtes Verdrehen des Filters der gewünschte Effekt eingestellt werden. Bei der Verwendung eines Stecksystems kann das ganze System gedreht und so kontrolliert eingestellt werden.

Aus: Filterfotografie (Uwe Statz), Seite 47: Unterschiedliche Polfilter im Schraub- und Stecksystem

In der Natur-und Landschaftsfotografie kann der Polfilter durch eine Erhöhung der Farbsättigung, die Verstärkung der Kontraste und eine Minderung der Reflexionen ein tiefes Himmelsblau, betonte Wolkenfelder oder beeindruckende Farben bei Pflanzen herbeiführen. Die gelingt besonders gut, wenn die Sonne seitlich im 90-Grad-Winkel zum Motiv steht. Scheint die Sonne frontal von vorne oder rückwärtig von hinten, ist der Filtereffekt deutlich geringer zu sehen.

Bei der Verwendung des Polfilters ist zu beachten, dass durch die Filterung weniger Licht von ein bis zwei Blenden auf den Sensor gelangt. Das kann bedeuten, dass in Situationen mit wenig Umgebungslicht ein Stativ unabdingbar sein kann.

Aus: Filterfotografie (Uwe Statz), Seite 50: Durch den Polfilter wirkt das Motiv viel klarer

Ich verwende den Polfilter oft auch in Kombination mit anderen Filtern wie ND-Filter, ND-Verlaufsfilter. Für mich ist der Polfilter einer der wichtigsten Filter in der Fotografie. Mit ihm kann ich mein Motiv bzw. das Licht, das vom Motiv zur Kamera gelangt, so beeinflussen, dass man eine deutlich andere Wahrnehmung erhält, die ohne nicht möglich wäre. Indem ich z. B. bei Wassermotiven die Reflexionen mindere oder entferne, bringe ich zum einen mehr Informationen des Motivs ins Bild und zum anderen fällt mir dabei oft auf, dass dadurch die Bilder viel mehr Ruhe ausstrahlen. Klar, es fallen ja die hellen »Lichtflecken«, die für Unruhe sorgen und den Blick anziehen, weg. Dieser Wegfall bedeutet auch, dass Blattgrün nun auch kein Licht reflektiert und dadurch deutlich »satter« wirkt (und ruhiger).

Aus: Filterfotografie (Uwe Statz), Seite 50: Durch den Polfilter kommen die Farben besser zur Geltung

 Besonderheit Polfilter – Weitwinkelobjektive

Wenn ein Polfilter in Kombination mit einem Weitwinkelobjektiv benutzt wird, kann es passieren, dass der Himmel eine unterschiedlich starke Blaufärbung aufweist. Das resultiert aus den verschiedenen Stärken des Polarisationsgrads, die im Winkel zur Sonne durch das Objektiv aufgenommen werden. Ich konnte das bei Brennweiten unter 24 mm (Vollformat) feststellen.


Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Filterfotografie“ von Uwe Statz. Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.

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