Einen Masteringservice auswählen

Mastering: Einen professionellen Service finden

Eine der Fragen, die mir Toningenieure in kleinen Studios am häufigsten stellen, lautet: »Brauche ich ein Mastering für meine Mixes?« Ich beantworte sie normalerweise mit einer Gegenfrage: »Warum glauben Sie, dass Ihr Mix Mastering benötigt?«

Warum benötigen Sie Mastering?

Falls die Antwort lautet, dass euer Mix noch nicht ganz aufpoliert, warm, detailliert, klar, spannend oder ganz allgemein Sternenstaub genug hat, als dass er sich richtig »fertig« anfühlt (selbst wenn seine Lautheit der kommerziellen Konkurrenz entspricht), dann lautet mein Rat, das Mastering zu vergessen und stattdessen zum Mix zurückzukehren. Eines der größten Missverständnisse von Mix-Engineers kleiner Studios ist, dass das Mastering dazu dient, Ihren Mix-Sound fertigzustellen. Ja, ein Masteringingenieur ist möglicherweise in der Lage, euren Mix um einen Bruchteil besser klingen zu lassen. Wenn ihr aber nicht bereit seid, den Mix mit nichts anderem als Lautstärkebearbeitung freizugeben, würde ich bei
allem Respekt schätzen, dass eure Mischarbeit einfach noch nicht getan ist.

Ein Mastering-Engineer schafft aber einen wirklichen Mehrwert, indem er sein erfahrenes Gehör zur Verfügung stellt, mit dem ihr eure eigene Meinung über die Mixbalance, den Klang und den Dynamikumfang des Mixes vergleichen könnt. Das alles vor dem Hintergrund eures Zielmarktes. In dieser Hinsicht kann das Mastering als natürliche Erweiterung des Referenzen-Gegenhörens eures Mixes betrachtet werden. Das Ergebnis dieser professionellen Zusammenarbeit kann sein, dass der Mastering-Engineer in der Lage ist, alle erforderlichen Justierungen komplett mit seinen eigenen speziellen Bearbeitungswerkzeugen umzusetzen.

Ebenso kann er aber auch den wertvollen Service leisten, euch auf klangliche Aspekte aufmerksam zu machen, mit denen ihr euch besser noch einmal auseinandersetzen solltet, wenn ihr stattdessen euer Mixdown-Projekt erneut aufruft. Und das ist auch keine Einbahnstraße, weil eure Bereitschaft, Mixrevisionen und »Insider«-Feedback für Master-Entwürfe bereitzustellen, die Arbeit des Mastering-Engineers in der Regel erleichtert. Und sofern das Master als Resultat davon am Ende besser wird, ist der Kunde glücklich und ihr seht beide gut aus, sodass es ein Gewinn für alle ist!

Einen Mastering-Service auswählen

Wenn ihr euch also entschieden habt, dass eure Mixe gemastert werden müssen, wie wählt ihr dann einen guten Mastering-Service aus? Abgesehen von Basis-Recherchen im Internet, bei denen ihr jemanden findet, der mit euren Audio- und Medienformaten zu einem erschwinglichen Preis arbeiten kann, gibt es noch ein paar andere grundlegende Anforderungen.

Erstens braucht ihr jemanden, der mindestens so gute Arbeit leistet, wie ihr selbst leisten könnt, um die gemasterte Lautheit auf ein angemessenes Niveau zu bringen und zugleich negative klangliche Nebeneffekte zu minimieren. Und zweitens braucht ihr jemanden, der eure Mixabsichten bei der weiteren Bearbeitung respektiert. Beide Dinge könnt ihr ganz einfach selbst überprüfen, wenn der betreffende Tontechniker bereit ist, für einen eurer Tracks ein Test-Mastering zu machen, was die meisten gerne tun.

Alles, was ihr tun müsst, ist das Test-Mastering in einem neuen DAW-Projekt mit eurem nicht gemasterten Mix zu vergleichen, euren nicht gemasterten Mix mit den besten verfügbaren Methoden an die subjektive Lautheit des Test-Masterings anzunähern und euch dann zu fragen, ob das Test-Mastering schlechter klingt.

Auch wenn es ein ziemlich banaler Test zu sein scheint, habe ich festgestellt, dass er ungeeignete Kandidaten auszusortieren hilft (und manchmal niederschmetternde Ergebnisse liefert). Wenn der Loudness Bias den Entscheidungsprozess nicht stört, ist es normalerweise ziemlich offensichtlich, wenn die Lautheitsbearbeitung des Test-Masterings zu starke Verzerrungen verursacht, die tiefen Frequenzen des Signals übersteuert oder die Schlagzeug-Pegel zu sehr verringert. Und ich erwarte von jedem Mastering-Engineer, dass er meine Vorlieben berücksichtigt, wenn ich ihn bitte, das ursprüngliche Maß der Nebeneffekte zu ändern.

Vor allem muss man einen Mastering-Engineer finden, mit dem man sich offen und ehrlich verständigen kann. Es ist viel wahrscheinlicher, dass ihr ein großartiges Mastering erhaltet, wenn ihr beide als Team arbeitet, und ohne exzellente Kommunikation könnt ihr keine gute Teamarbeit leisten. Um seine Arbeit zu erledigen, muss der Mastering-Engineer die Ziele des Projekts als Ganzes verstehen, eure klanglichen Vorlieben berücksichtigen und sich angemessen mit Revisionsanforderungen befassen – und sei es nur, um zu interpretieren, wie sie implementiert werden, oder um sorgfältig einige technische Kompromisse zu erklären.

Gleichzeitig soll sich aber auch euer Kollege wohlfühlen, wenn er über Änderungen im Mix spricht und sein eigenes Experten-Feedback zu eurer Arbeit abgibt. Denn auch diese Dinge können massiv zur Verbesserung der Qualität eurer zukünftigen Produktionen beitragen.


Wie meine Standpunkte bis hierhin zeigen, sollte es wohl selbstverständlich sein, dass ich keinen Mastering-Service empfehlen würde, dem dieses entscheidende Element der menschlichen Interaktion fehlt. Es gibt eine Vielzahl von Online-Masteringdiensten, die euch liebend gerne eine Rechnung dafür ausstellen, dass sie euren Mix durch ihre Masteringkette jagen, wobei ein weit entfernter und nicht erreichbarer Tontechniker (oder ein Algorithmus mit künstlicher Intelligenz) an den Knöpfen dreht. Solange kein ernsthafter kommunikativer Austausch stattfindet, werdet ihr weder Zeuge eines gut gebrieften Mastering-Jobs werden noch besonders viel lernen, um eure zukünftige Mixarbeit zu verbessern. Aber seien wir nicht pessimistisch. Sollte die künstliche Intelligenz irgendwann schlau genug sein, um zu erfragen, welche Referenzen ich habe, mich nach einer Mixrevision mit mehr Snare zu fragen oder vorzuschlagen, den Subwoofer-Pegel bei meinem nächsten Projekt zu verringern, tute ich möglicherweise ein anderes Horn. Sofern die Roboter bis dahin nicht auch mich selbst aus dem Job gedrängt haben …


Mixing Secrets Buchcover

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Mixing Secrets – Musik mixen im Homestudio“ von Mike Senior. Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.

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