agiles lernen mit eduscrum

Agiles Lernen mit EduSCRUM

Als Erstes ist man in niederländischen Schulen auf die Idee gekommen, dass man mit SCRUM lernen kann. Willy Wijnands wird als zentrale Figur für diesen Ansatz genannt, aber auch die Erfinder von SCRUM haben da zum Teil mitgemischt. Das Format nennt sich EduSCRUM, hat eine eigene Zertifizierung und ist als Marke geschützt.

Lernen ist in der Schule mit Lehrer, Lehrplan, Tafel, Stillsitzen und Aufpassen verbunden worden. Die anderen haben bestimmt, was Lernen bedeutet – das nennt sich Lehrplan. Es gab Noten für die korrekte Wiedergabe und Anwendung des Lehrstoffes, Klassenarbeiten, Kopfnoten, Betragensnoten, Sitzenbleiben, Hausaufgaben … Gerald Hüter formuliert es sehr extrem, wenn er sagt, dass viele kleine Genies in die Schule hineingehen, aber nur sehr wenige sie wieder verlassen.

Uns wird die Lust am Lernen abtrainiert. Wer ein Gedicht vor der Klasse aufsagen musste und dafür eine Note bekommen hat, befasst der sich freiwillig noch mit Gedichten? Es werden viele kleine Wiedergabeautomaten geschaffen. Im Grunde tragen alle einen Schaden fürs Leben davon. Sie haben Disziplin gelernt, aber die Lust, und meistens auch die Kreativität, sind dabei auf der Strecke geblieben.

Die eigene innere Lust wollen wir jetzt im agilen Lernen wieder ausgraben. Es geht auch darum, Lernen-Wollen zu lernen. Die Frage, was will ich und wozu brauche ich das, hilft bei der Motivation. Das Lernen soll wieder beweglich werden. Diese Beweglichkeit wird dafür benötigt, um auch den eigenen Interessen und Impulsen nachgehen zu können.

Agiles Lernen ist mehr eine Entdeckungsreise als eine Pauschalreise. Da müssen alle gemeinsam etwas gestalten. Das, was ihr mit diesem Workshop bisher erlebt habt, beinhaltet viele Elemente von agilem Lernen. Nur, dass wir es nicht so genannt haben und keinen Rahmen verwendet haben. Dieser Rahmen kann zum Beispiel SCRUM sein, oder auch Kanban. Wer sich in noch unsicherem Gelände bewegt, kann auch Design Thinking nehmen. Aber fangen wir erst einmal da an, wo die Idee ihren Anfang nahm.

Agiles Lernen mit EduSCRUM

Der Kern der Idee ist, fürs Leben zu lernen, also nicht für den Lehrer. Das Erzeugen einer guten Lernkultur steht im Zentrum. Zum guten Lernen wird auch eine gute Stimmung benötigt. Das klingt für euch vielleicht seltsam, aber wenn wir gute Laune haben, funktioniert unser Gehirn besser. Es werden neben den reinen Informationen auch immer Teile der Stimmung im Gehirn mitabgelegt. Der Stoff bekommt sozusagen eine emotionale Färbung.

Die negativen Effekte von Druck und Zwang werden auch am Gelernten sichtbar. Gemeinsam Spaß haben, ist nicht nur ganz nett, sondern es ist eine notwendige Voraussetzung für eine gute Lernkultur. Deshalb plant und reflektiert das Team gemeinsam, wie es gemeinsam Spaß haben kann, und was man dazu braucht.

Dann ist da natürlich die Beweglichkeit im Lernen. Wenn etwas Spannendes entdeckt wird, kann man überlegen, ob man diesem Pfad gemeinsam folgen möchte.

Feedback und Reflexion werden euch nicht überraschen. Feedback betrifft neben den Inhalten immer auch die Person. Soziales Lernen ist automatisch Teil des agilen Lernens. Man kann nur als ganzer Mensch lernen und wachsen.

Zu guter Letzt ist da noch das Vertrauen in der Gruppe. Sich auf den anderen verlassen können, wenn er sagt, dass er etwas ausarbeitet, dass er es dann auch liefert. Natürlich als Teamwork, gemeinsam etwas erschaffen. Einer steht für den anderen ein. Das brauche ich euch, glaube ich, nicht zu erklären, das kennt ihr nur zu gut aus eurer Arbeit.

In der Summe ist dies ein Rahmen für kreatives Arbeiten. Gemeinsam etwas Neues schaffen und das mit spielerischer Leichtigkeit. Das sind Dinge, die man so schnell nicht vergisst. Teil dieses kreativen Rahmens ist Selbstorganisation, und die Voraussetzung für Selbstorganisation ist Selbstführung. Diese kann im agilen Lernen geübt werden.

In den niederländischen Schulen hat man festgestellt, dass Kinder, die agil mit EduSCRUM lernen, im Schnitt eine Note besser sind als Kinder, die konventionell lernen. Das ist natürlich eine gefährliche Argumentation, es geht dabei nicht um höher und schneller, es geht um den ganzen Menschen.

Agiles lernen mit eduscrum
Der Prozess des agilen Lernens

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch Mindful & Agile Leadership von Jan Ahrend. Alle Infos zum Buch, das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe findet ihr bei uns im Shop.

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